Unpopuläre Meinungen

Ja, in einer Zeitung müssen nicht alle dieselbe Meinung haben, aber das ist schon sehr speziell.

Unpopuläre Mobilisierungen

Die ganzen ukrainischen Feldjäger (heißt da wohl anders) und zivilen Polizisten, die morgens herumnölen: „Schon wieder müssen wir Wehrpflichtige einfangen, ich habe jetzt schon keinen Bock mehr!“, wer kennt sie nicht?

Ukrainer dürfen wegen des Krieges ihr Land nicht verlassen. Viele versuchen es trotzdem. Kyjiw verhandelt mit EU-Ländern über Rücksendung.

Die Stadt heißt Kiew. Aber egal…

Jeden Tag nehme man Dutzende Männer im grenznahen Bereich fest, die offensichtlich die Ukraine verlassen wollten, so der Minister in dem Interview über die anhaltende Fluchtbewegung.

Frauen und Kinder am wenigsten betroffen, liebe Unfrauen! Diese Männer fliehen vor Russland UND vor der Ukraine, also quasi dasselbe wie die russischen Kameraden, die vor ihrer Einberufung in den Westen fliehen (wollen). Die beste Art, einen Krieg zu beenden, ist die, bei der beiden Seiten die Soldaten weglaufen. Und zwar mit Abstand.

Bedauerlicherweise, so Klymenko, seien die Grenzen zu Rumänien, der Slowakei, Polen, Moldau und Ungarn auf ukrainischer Seite nur „minimal geschützt“, da die erforderliche Technik nicht ausreiche.

„Geschützt“ ist ein nettes Främing. Leute, die keine Soldaten werden wollen – aka: legalerweise auf Menschen schießen dürfen – sind jetzt nicht die, vor denen man am meisten Angst haben sollte oder beschützt werden müsste.

Möglicherweise liegt die Zahl derer, die fliehen, weil sie nicht an die Front wollen, über den von Klymenko genannten Zahlen. The Economist zitiert … einen Fluchthelfer, der … von 30 bis 40 Männern [spricht], die er täglich auf die andere Seite des Flusses bringe.

Da kriegt „über den Jordan gehen“ doch gleich eine ganz andere Bedeutung.

Die verschärfte Mobilisierung wirkt sich auf viele Bereiche aus: Taxiunternehmen, Verkehrsbetriebe, Fabriken und Dienstleistungsfirmen suchen Hände ringend nach Arbeitskräften.

Tja, natürlich würden Frauen das gerne übernehmen, aber die fliehen ja auch. Verständlicherweise, nebenbei gesagt. Aber dass die „Unpopulären“ Zwangsrekrutierungen wegen Arbeitskraftmangel unpopulär sei, und nicht etwa, weil es unpopulär wäre, in den Krieg zu ziehen, wo man andere Leute umbringen und sterben kann, zeugt schon von einer gewissen Ahnungslosigkeit.

Die Metro hat derzeit 83 offene Stellen. Wegen des Personalmangels fahren die Züge seltener.

Krieg ist die Hölle einfach. Einfach nur die Hölle.

Auch in Deutschland gibt es Stimmen, die einer Rückführung der geflohenen Ukrainer das Wort reden.

Damit die Metros wieder regulär fahren? Sollen die doch U-Bahn-Fahrer schicken.

Deutschland könnte das Bürgergeld für diese Gruppe aussetzen und bei der Erfassung und Zustellung von Bescheiden mithelfen, so Kiesewetter gegenüber der Zeit.

Aber? Fehlt da nicht ein „aber“? Das ist das Ende des Artikels. Keine Kritik an Kiesewetter, keine Einordnung, kein Zitat von einem anderen Politiker (mit gegenteiliger Meinung am besten), kein „kein Mensch ist illegal“. Mal abgesehen davon zeigt das, womit zu rechnen ist, wenn dt. Bürgergeldempfänger im Verteidigungsfall motivi… äh, mobilisiert werden sollen…

2 Gedanken zu “Unpopuläre Meinungen

  1. Gab es 2015/2016 eigentlich Verhandlungen mit der syrischen Opposition zur Rückführung der Männer im wehrfähigen Alter, die zu uns geflohen waren? Wurde die Möglichkeit überhaupt diskutiert?

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